Reden hilft… oder?

Wie oft haben wir in unserem Leben Probleme? Wenn man sich diese Frage stellt, dann kommt jeder wahrscheinlich auf eine ziemlich große Summe. Das klappt nicht, dies klappt nicht – und sowieso ist man der Meinung dass es niemanden gibt, der einen versteht. Zumindest erscheinen genau solche Gedanken in den Köpfen der Menschen, wenn sie sich im Stich gelassen und unverstanden fühlen. Aber warum ist das so?

Natürlich ist jeder Mensch unterschiedlich. Manch einer mag es nicht zu reden. Entweder, weil er es nicht gelernt hat oder er sich davor fürchtet seine Gefühle preis zu geben. Das liegt vielleicht daran, dass man verletzlicher wirkt, wenn jemand über die Emotionen des anderen bescheid weiß. Wurde man dann einmal verletzt entwickelt man oft automatisch die These: „Sobald ich mich anderen anvertraue, werde ich nur verletzt!“. Dieses Phänomen erlebt man insbesondere bei den heutigen Jugendlichen verstärkt. Doch natürlich gibt es auch in der heutigen und älteren Generationen viele Menschen, die genau das empfinden. „Warum soll ich mit den Menschen in meiner Umgebung über meine Probleme reden, wenn es sie eh nicht interessiert?“ Leider wird dabei oft vergessen, das genau diese Probleme besonders interessieren, nur weiß es derjenige mit dem Problem nicht. Und so beginnt das Spiel der oftigen Sturköpfe.

Die Kommunikation wird vollkommen vernachlässigt und was folgt sind böse Blicke, wenn man sich begegnet. Dabei wäre es doch viel einfacher darüber zu reden, oder nicht?
Schon lange ist es wissenschaftlich bewiesen, das Reden tatsächlich hilft seine negativen Gefühle erträglicher zu machen. Hierbei sprechen Wissenschaftler von einer „emotionalen Bremse“, was nichts anderes heißt, das der Mensch, während er über etwas spricht, das ihn belastet, Erleichterung erfährt.
Auch ohne Wissenschaftler kann man logisch schlussfolgern, das Reden nicht nur die Seele erleichtert, sondern der Mensch, dem wir uns anvertrauen, uns auch helfen kann. Dabei reichen schon kleinste Ratschläge, Tipps oder aufmunternde Worte.
Warum fällt es uns dennoch so schwer, über unsere Probleme zu reden? Insbesondere mit den Menschen, mit denen wir ein Problem haben?

Oft ist es Angst. Angst davor verletzt zu werden oder in einen Konflikt treten zu müssen. Dabei sind genau solche Konflikte wichtig für die Entwicklung des Menschen, denn nur dadurch kann schließlich Selbständigkeit erfahren werden – eine der wichtigsten Kompetenzen des Menschen.
Manchmal ist es aber auch einfache Sturheit, die uns daran hindert. „Wieso soll ich mit dem/der da reden, wenn er/sie eh sich eigentlich nicht für mich interessiert?“ Hierzu gibt es nur einen Tipp: Legt eure Sturheit ab. Anders werdet ihr sonst nicht durch das Leben kommen. Dieses besteht nämlich leider auch immer wieder aus schlechten Tagen – die gibt es nun mal und wird es immer geben – demzufolge sollte man den Menschen in seiner Umgebung nicht gleich nach jeder Streitigkeit den Tod an den Hals wünschen und darüber sprechen, das Vertrauen in diese Personen verloren zu haben. Hier lautet Verzeihen das große Stichwort. Chancen geben, Zusammenhalten.
Allerdings ist es für manch einen auch angenehmer, mit außenstehenden Personen zu reden, die die Problematik nicht genau kennen. Das ist auch alles kein Problem, solange man für sich selbst auch weiß, wem ich mich da anvertraue. Klar helfen virtuelle Freunde dabei, doch ist es nicht besser sich von vorne rein mit den Menschen in meiner realen Umgebung auseinander zu setzen?

Wieso ist Reden so schwer? Besteht eine Problematik zwischen zwei Menschen oder mehreren, ist jeder der Meinung recht zu haben. Falsch. Keiner der angehörigen hat recht. Entweder dramatisiert eine Partei die Problematik, der andere sieht es zu locker und der andere beharrt auf seiner Meinung und schaltet auf „stur“.
Hilfreich ist es in dem Fall sich einfach zusammen zu setzen. Das heißt, das alle Parteien sich an einen Tisch begeben. ALLE. Auch wenn der ein oder andere der Meinung ist, bereits oft genug versucht zu haben ein Gespräch aufzubauen. Dabei ist es immer hilfreich sich einen sogenannten „Moderator“ zu suchen. Das heißt jemanden zu wählen, der das Gespräch leitet, darauf achtet das jeder den anderen aussprechen lässt und für die Einhaltung noch anderer wichtiger Kommunikationsregeln sorgt.

Zum einen sollte dabei höflich miteinander umgegangen werden. Zum anderen sollte jeder dem anderen Respekt entgegenbringen.

Nicht umsonst gibt es die oft verachteten Psychologen, Psychiater und Therapeuten, die einen eigentlich sehr guten Zweck erfüllen: Sie reden mit uns. Heutzutage werden sie immer häufiger gebraucht, da die Kommunikation mit unseren Mitmenschen uns deutlich schwerer fällt, als mit einem „Arzt“ über unsere Probleme zu reden. Das heißt allerdings nicht, das jeder mit Problemen sofort zu einem Psychodoc rennen sollte. An allererster Stelle sollte man es immer mit den Mitmenschen in der Umgebung probieren.

Reden ist wichtig. Manchmal muss man eben seinen inneren Schweinehund überwinden, um den anderen zu einem Gespräch aufzufordern, aber das ist noch immer besser, als sich den Menschen komplett zu verschließen. Es ist nicht immer garantiert, das Reden auch gleich die Lösung für ein Problem gibt, doch es ist garantiert immer einen Versuch wert. Andernfalls bringt euch diese Einstellung haufenweise Probleme im Leben und macht euch im schlimmsten Fall sogar krank. Dabei kann oft auch eine negative Lebenseinstellung im Wege stehen.
Tragt nicht jedes negative Erlebnis in eurem Leben hinter euch her. Es werden noch viele weitere hinzu kommen, aber auch viele schöne, sofern man sich den anderen öffnet. Das ist das Leben und es kann schön sein, wenn man sich nicht selbst im Wege steht.

 

Die JenJelly.

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